Bindungsangst – 4. Die Eigenliebe

Bindungsangst und Eigenliebe

Eigenliebe finden – Warum Bindungsangst weniger wird, wenn wir uns selbst lieben

Bindungsangst – wenn wir nur wüssten, dass wir liebenswert sind, müssten wir nicht davonlaufen. Im Gegenteil, wir könnten voller Vertrauen in Beziehungen gehen. Doch oft glauben wir tief in uns, dass wir „falsch“ sind, nicht gut genug, nicht liebenswert. Dieser Glaubenssatz wurzelt häufig in den Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit gemacht haben.

Wie unsere Kindheit die Eigenliebe prägt

Die wiederholte Erfahrung, sich „falsch“ zu fühlen, lässt uns oft glauben, dass wir nicht liebenswert sind. Sätze wie: „Du bist zu dick!“, „Sei nicht so langsam!“, „Mach schneller!“, „Was hast du denn da wieder angerichtet?!“ sind für viele Menschen ein täglicher Begleiter in ihrer Kindheit gewesen. Und das sind nur die verbalen Angriffe. Dazu kommen noch die nonverbalen: das enttäuschte Schnauben, das Augenrollen, die abweisenden Gesten – all das vermittelt uns, dass wir nicht richtig sind.

Erschreckend ist, dass die schwarze Pädagogik und grausame Erziehungsratgeber wie von Johanna Haarer bis 1987 verbreitet wurden. Ihre Botschaft: Kinder seien Tyrannen, die man nicht in den Arm nehmen sollte. Kein Kuscheln, keine Zuneigung – nur Gehorsam! Diese „Erziehungsstrategien“ haben über Generationen hinweg tiefe Spuren hinterlassen und leben heute noch in den Köpfen vieler Menschen weiter.

Aber wie soll man sich selbst lieben lernen, wenn einem von klein auf beigebracht wird, dass man „falsch“ ist? Es ist eine Herausforderung, doch es ist möglich. Viele von uns tragen diese Prägungen mit sich herum, ohne sich bewusst zu sein, dass sie uns davon abhalten, uns selbst anzunehmen. Aber die gute Nachricht: Selbstliebe kann man wiederentdecken und stärken.

Bindungsangst – Warum streben wir nach „Perfektion“?

Wir alle suchen oft nach Gründen, warum wir nicht perfekt sind. Doch was ist überhaupt perfekt? Die Medien, soziale Netzwerke und unsere Umgebung vermitteln uns eine Vorstellung von Perfektion, die oft unerreichbar ist. Und heutzutage, wo künstliche Intelligenz immer mehr Aufgaben übernimmt, fühlt sich der Mensch manchmal „überflüssig und wertlos“. Aber die Wahrheit ist: Perfektion gibt es nicht. Es ist ein Konstrukt, das wir uns ausgedacht haben.

Selbst die Schönheitsideale, die uns vermittelt werden, ändern sich ständig. Heute gelten Models als „besonders“, die bewusst nicht dem Standard entsprechen. Aber sollen wir uns wirklich für einen Job auf dem Laufsteg ein Bein abnehmen lassen? Natürlich nicht. Was zählt, ist, was wir von uns selbst halten – und wie wir lernen, uns so zu akzeptieren, wie wir sind.

Bindungsangst – NARM und der Weg zur Eigenliebe

Mit NARM (Neuroaffektives Beziehungsmodell) arbeite ich beispielsweise mit meinen Klienten daran, alte, „fehlbewertete“ Glaubenssätze zu erkennen und umzustrukturieren.

Frühe traumatische Erfahrungen beeinträchtigen unsere Fähigkeit, mit uns selbst und anderen in Kontakt zu treten. Dadurch wird unsere Lebenskraft und Lebendigkeit eingeschränkt, was oft die Ursache für viele psychische und körperliche Probleme ist. Das Neuroaffektive Beziehungsmodell (NARM), ein modernes therapeutisches Werkzeug zur Traumaheilung, stärkt die Fähigkeit zur Selbstregulierung und unterstützt die Entwicklung eines gesunden Selbstbildes.

NARM ist ein umfassender Ansatz für die Arbeit mit Entwicklungs-, Bindungs- und Schocktraumen. Obwohl die Vergangenheit eines Menschen nicht ignoriert wird, liegt der Schwerpunkt der Methode auf der Arbeit im Hier und Jetzt. Diese ressourcenorientierte Methode basiert auf somatischen Grundlagen und hilft, dysfunktionale Anteile wahrzunehmen, ohne sie zum Hauptthema der Therapie zu machen. Der Fokus liegt auf unseren Stärken, Fähigkeiten und der Resilienz, wobei die Regulierung des Nervensystems zentral ist.

Ein Schwerpunkt von NARM sind die fünf biologischen Grundbedürfnisse jedes Menschen: Kontakt, Einstimmung, Vertrauen, Autonomie und Liebe/Sexualität. Wenn diese Bedürfnisse in der kindlichen Entwicklung nicht ausreichend erfüllt werden, leiden Selbstregulierung, Identität und Selbstachtung. Anstelle einer erfüllten Lebensweise entwickeln wir dann Überlebensstrategien, die unsere gegenwärtigen Erfahrungen verzerren und zu Fragmentierung und Entfremdung führen.

Mit Hilfe von NARM (eine Therapieform) können diese fünf Kernressourcen nachreifen, sodass wir uns nicht mehr als Opfer unserer eigenen Geschichte fühlen. Identitätsverzerrungen wie geringes Selbstwertgefühl, Scham und chronische Selbstverurteilung können sich auflösen. Gleichzeitig wachsen unsere Beziehungsfähigkeit und der gesunde Ausdruck unserer Lebendigkeit.

Bindungsstörungen und Entwicklungstraumata auflösen

Denn eines ist klar: Gefühle vergehen. Ob Glück, Liebe, Leid oder Hoffnung – sie wechseln sich ab, aber sie bleiben nicht ewig. Und genau das macht uns lebendig. Vor allem lernen wir das wir nicht sterben wenn wir etwas fühlen, im Gegenteil. Gefühle machen uns lebendig und gehören mit zu unserem Leben.

Wer sich erlaubt, Gefühle zuzulassen und sie zu akzeptieren, wird sich stärker und lebendiger fühlen. Selbstliebe bedeutet auch, zu verstehen, dass wir nicht „perfekt“ sein müssen. Dass wir Fehler machen dürfen, trotzdem liebenswert sind und Menschen die uns lieben nicht weggehen.

Gesunde Grenzen setzen

Ein großer Schritt zur Selbstliebe ist, zu prüfen, wie wir mit uns selbst umgehen. Wie reagierst du, wenn dir ein Ei auf den Boden fällt? Schimpfst du: „Du Idiot, kannst du nicht aufpassen?“ Oder bleibst du entspannt, wie du es bei einem Freund tun würdest, und sagst: „Kein Problem, ich wische das weg“?

Hier zeigt sich, was oft fehlt: Eigenliebe. Behandle dich selbst so, wie du einen Freund behandeln würdest. Dieser kleine Perspektivwechsel kann einen großen Unterschied machen.

Stark sein – ist eine Last

„Stark sein ist scheiße!“ – das klingt drastisch, ist aber wahr. Na, macht dir der Gedanke schwach zu sein schon Angst? Bingo. Wir müssen nicht immer alles können und uns ständig überfordern. Wer sich erlaubt, auch mal schwach zu sein, wird merken, dass es befreiend ist. Wenn wir akzeptieren, dass wir nicht unfehlbar sind, öffnen wir uns für Hilfe und Unterstützung. Wir müssen nicht allein durchs Leben gehen – wir sind Menschen und brauchen einander.

„Ich kann das nicht“ – Wer sagt das?

Wie oft haben wir diesen Satz gehört? Aber warum hat niemand gesagt: „Na und? Ist doch egal!“ Wir müssen nicht alles können. Viel wichtiger ist es, zu erkennen, was wir bereits alles geschafft haben, und stolz darauf zu sein. Selbstvertrauen entsteht, wenn wir uns erlauben, so zu sein, wie wir sind.

Eigenliebe ist sexy!

Menschen, die sich selbst lieben, strahlen das auch aus. Echtes Selbstbewusstsein und Eigenliebe sind unwiderstehlich. Wer in sich ruht, wer sich selbst liebt, ist attraktiv – und zwar nicht aufgrund von äußerlicher Perfektion, sondern aufgrund innerer Stärke.

Selbstliebe und Selbstsicherheit sind die Grundlage für gesunde Beziehungen. Denn nur wenn du dich selbst liebst, kannst du auch andere lieben.


Fazit: Eigenliebe ist nicht nur ein Schlagwort, sondern der Grundstein für ein erfülltes Leben. Wenn wir lernen, uns selbst zu lieben und uns so zu akzeptieren, wie wir sind, können wir nicht nur unsere Beziehungen verbessern, sondern auch unser eigenes Leben in die Hand nehmen. Du hast die Kraft, deinen eigenen Wert zu erkennen und zu leben – und das ist das, was dich wirklich perfekt macht.

Das war einmal und wer mehr dazu erfahren möchte wird hier fündig.

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