Der Gegenwartsmoment
Kennst du dieses Gefühl? Du hast einen guten Tag, aber irgendwie ist deine Laune trotzdem getrübt? Manchmal merken wir gar nicht, wie sehr uns kleine Dinge beeinflussen, weil wir so viel gleichzeitig wahrnehmen, ohne bewusst zu registrieren, was um uns herum oder in uns selbst passiert. Schon einmal die Frage gehört: „Wo bist du gerade? Du wirkst abwesend!“ Dabei glaubst du, alles um dich herum mitzubekommen.
Aber warum fühlen wir uns oft so, als wären wir nur halb anwesend? Ganz einfach: Wir versuchen oft, zu viel auf einmal zu tun. Unsere Gedanken und Gefühle laufen dabei oft in völlig unterschiedliche Richtungen, und plötzlich fällt uns auf, dass unsere Stimmung in den Keller gerutscht ist, ohne dass wir es bewusst bemerkt haben.
Die Überholspur des Alltags
Kein Grund zur Sorge – so geht es vielen von uns, vor allem, wenn der Alltag mal wieder auf der Überholspur läuft. Wenn du herausfinden willst, warum deine Laune unerwartet schwankt, lohnt es sich, bewusst nachzuforschen, was eigentlich in deinem Inneren vorgeht.
Nehmen wir ein Beispiel: Du stehst morgens auf und noch während du dir die Zähne putzt, gehst du schon zur Kaffeemaschine, um sie einzuschalten. Gleichzeitig hörst du den Briefkasten klappern, weil die Zeitung gerade eingeworfen wird. Innerhalb von 30 Sekunden hast du bereits mehrere Impulsen im Kopf empfangen.
Vielleicht bist du in diesen Momenten genervt, weil du zu spät aufgestanden bist. Vielleicht freust du dich aber auch auf den heißen Kaffee und die Dusche. Oder du bist verärgert, weil es regnet und du weißt, dass die Tageszeitung nass sein wird. Die 30 Sekunden sind vollgepackt mit eindrücken und Gedanken, in dieser kurzen Zeit könnten alle möglichen Emotionen an die Oberfläche kommen – ohne dass du es wirklich registrierst.
Was passiert dann erst über den ganzen Tag verteilt, wenn du zusätzlich noch mit anderen Menschen interagierst?
Der Gegenwartsmoment: Wo alles zusammenkommt
Der Gegenwartsmoment ist der Schlüssel. Er ist der Augenblick, in dem alles zusammenläuft – die Gedanken über die Vergangenheit, die Sorgen über die Zukunft und alles dazwischen. Doch oft leben wir nicht bewusst in diesem Moment, weil wir gedanklich schon ganz woanders sind. Präsenz im Hier und Jetzt bedeutet, voll und ganz bei dem zu sein, was gerade passiert – ohne Ablenkungen von außen oder innen.
Die moderne Wissenschaft unterstützt diese Idee. Studien haben gezeigt, dass die Fähigkeit, im Moment zu leben, unsere Zufriedenheit steigert und Stress reduziert. Forscher der Harvard University (Killingsworth & Gilbert, 2010) fanden heraus, dass Menschen im Durchschnitt fast 47 % der Zeit gedanklich abgelenkt sind. Ihre Studie ergab außerdem, dass wir unglücklicher sind, wenn unsere Gedanken wandern, im Vergleich zu Momenten, in denen wir ganz bewusst bei einer Tätigkeit sind.
Den Gegenwartsmoment bewusst erleben
Wenn du dich auf den Gegenwartsmoment einlässt, findest du Klarheit. Du merkst, wie dein Atem fließt, welche Gedanken dich beschäftigen oder wie sich die Umgebung anfühlt. Es ist, als würdest du die Welt plötzlich intensiver wahrnehmen. Deine Sinne werden wacher: Du spürst die Luft auf deiner Haut, hörst Geräusche bewusster, nimmst Gerüche stärker wahr und siehst Details, die dir sonst vielleicht entgangen wären. Allein der Duft einer Blume oder das Rauschen des Windes kann deine Stimmung beeinflussen – im positiven Sinne.
Und auf einer tieferen Ebene wirst du dir auch deiner eigenen Gefühle bewusster. Anstatt automatisch zu funktionieren, erkennst du deine innere Verfassung – ob du angespannt, fröhlich oder gelassen bist. Oft verdrängen wir jedoch unsere Gefühle, weil wir sie nicht aushalten wollen. Als erwachsener kannst du aber Gefühle aushalten und sie wahrnehmen ohne das sie bedrohlich sind, Gefühle macht uns lebendig. Wir schieben unangenehme Emotionen beiseite, um den Alltag reibungslos zu bewältigen. Doch das bewusste Aushalten und Erleben unserer Gefühle ist entscheidend, um uns nicht dauerhaft von ihnen abzuschneiden. Wenn wir unsere Gefühle verdrängen, stauen sich Gefühle an und beeinflussen uns später enorm. Nicht selten werden wir krank und fangen an zu somatisieren.
Die Beziehung zu deiner Umwelt wahrnehmen
Der Gegenwartsmoment öffnet dir die Augen für die Beziehung zwischen dir und deiner Umwelt. Du erkennst, wie dein inneres Erleben mit der äußeren Welt interagiert. Es kann aber auch sein, dass das innere Erleben überhaupt nicht mit der äusseren übereinstimmt. Nur wenn wir mit uns im guten Kontakt sind, können wir dies wahrnehmen und unserer emotionales“Dilemma“ auflösen. Durch dieses bewusste Erleben des Augenblicks wird das Leben klarer und lebendiger. Es ist, als würdest du dich selbst und deine Umgebung auf eine neue, frische Art erleben.
Warum lohnt es sich, im Hier und Jetzt zu sein?
Wenn du dir die Zeit nimmst, bewusst im Moment zu leben, wirst du Klarheit über dein eigenes Erleben gewinnen. Alles, was dir bewusst wird, kannst du verändern. Diese Präsenz hilft dir, bewusster zu handeln, deine Emotionen besser zu verstehen und deine Laune gezielt zu beeinflussen. Oft übersehen wir, was uns wirklich gut tut und was uns belastet – bis wir innehalten und uns auf den Moment konzentrieren.
Fazit: Lebe im Jetzt
Kennst du dieses Gefühl, wenn du einfach „da“ bist, ohne das Bedürfnis, etwas erreichen zu müssen? Genau das ist der Gegenwartsmoment. Er bringt uns Klarheit, Gelassenheit und ein tieferes Bewusstsein für uns selbst. Es ist nicht immer leicht, in der Gegenwart zu verweilen, aber es lohnt sich – denn in ihr liegt die Kraft, unser Wohlbefinden zu steuern und das Leben bewusster und intensiver zu erleben. Es hilft uns, unsere Gefühle nicht länger zu verdrängen, sondern sie anzunehmen und zu verarbeiten, auch um festzustellen, dass vieles heute nicht mehr bedrohlich ist.
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